Heute, wo das Wetter endlich mal besser wird, müssen wir leider weiter. Ich hätte wirklich gerne noch mehr Zeit hier auf den Lofoten verbracht. Ein wunderschönes Fleckchen Erde, das ich gerne nochmal sehen würde. Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann nochmal.
Nach dem gemütlichen Frühstück, heute mit Erdbeeren im Müsli, haben wir alles zusammengepackt und wieder im Auto verstaut. Danach haben wir die Hütte aufgeräumt und gesäubert. Wir hatten wirklich schöne Tage hier und sehr erholsame Nächte.
Unsere Route soll uns heute noch bis auf die Vesterålen (eine weitere Inselkette) und dort bis ans nördliche Ende führen.
Es war warm, die Sonne hat sich heute auch mal ganz gezeigt und auch hier kommen jetzt die ersten Zeichen des Frühlings. Trotzdem findet man noch immer Schneefelder, Eisschichten und Schneegipfel. Die Landschaft verändert sich immer mehr und es wird erst wieder deutlich grüner, je näher wir dem Festland kommen. Auch hier gibt es überall golden weiße Sandstrände und türkisblaues Meer. Das würde man hier oben im Norden nicht unbedingt erwarten. Bei Gullesfjord fahren wir dann nach Westen, wenn wir zurück aufs Festland wollen würden, müssten wir der Straße weiter in den Osten folgen.
Als Zeitvertreib spielen wir Musikraten (ich hab keine Chance, denn es handelt sich um Anime Musik und ja da kenn ich mich jetzt nicht so aus).
Die Landschaft und das Wetter verändern sich wieder deutlich. Es ziehen Wolken auf, es wird deutlich kälter und die Landschaft wieder karger. Die Lofoten sind durch spitzaufragende Gebirgsketten und viele kleine Inseln geprägt. Hier ist es jetzt deutlich flacher und weiter und die Berge haben auch wieder eine andere Form.
Die Straße führt uns an einem Gebiet vorbei, in dem laut Straßenschild extreme Elchgefahr herrscht. Doch die Elche hatten heute wohl keine Lust. Aber wir hatten bei Sortland heute ein kleines Highlight geplant. Wir wollten eine Rentierfarm besuchen. Dort lebt auch ein echter Same (so wird ein altes Volk hier oben im Norden genannt. Die Samen leben in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Ich könnte euch noch so viel mehr über die Samen erzählen, ein wirklich spannendes Volk mit einer sehr interessanten und leider auch grauenvollen Geschichte.). Wie soll es auch anders sein, da wir vor der Hauptsaison unterwegs sind, ist hier tote Hose. Keine Rentiere keine Samen. Wirklich sehr schade!
Am Buksnesfjord machen wir dann einen Halt. Wir haben alle ein bisschen Hunger und müssen Pipi. Und wie es der Zufall will, finden wir ein schönes Restaurantgebäude am Straßenrand. Der Parkplatz war auch fast voll. Doch als wir an der Tür waren und die verwirrenden Öffnungszeiten studierten, kam plötzlich der Eigentümer aus der Tür. Eigentlich hatten sie wohl heute nicht geöffnet, da sie eine geschlossene Gesellschaft hatten und alles wieder aufräumen mussten, aber wir dürfen trotzdem reinkommen und uns im Empfangsbereich setzen. Wir haben uns für Kaffee/heiße Schokolade und Waffeln entschieden. Da wir uns nicht für eine Marmelade entscheiden konnten, haben wir eine Art Buffet gewählt. Die Waffeln und auch die Marmeladen wurden selbst gemacht. Es gab Erdbeer-, Blaubeer- und Moltebeerenmarmelade. Die Moltebeere ist was ganz besonderes, denn sie wächst nur sehr selten und nicht jedes Jahr lässt sich genug ernten. Es war wirklich sehr lecker!
Auf der Insel Andøya, die zu den Vesterålen gehört, hat es mir gut gefallen. Rechts von uns schöne Strände, Fjorde und Meer und am Horizont die Gebirgskette der Insel Senja (da möchte ich auch mal gerne hin, wenn man da Bilder sieht, einfach nur überwältigend). Zwischen Strand und Straße eine weite Fläche – ein Moor. Und links sind die Berge. Eine sehr spezielle Landschaft.
Verliebt habe ich mich in das Dorf Dvergberg (wahrscheinlich liegt’s auch mit am Name – Zwergberg). Es ist ein winziges Dorf mit einem Hafen und einen traumhaften Blick auf das Gebirge auf der anderen Seite des Fjords. In dem Lebensmittelgeschäft gab es einen Briefkasten. Hier haben wir unsere Postkarten eingeworfen – ob sie wohl je ankommen? Wie oft der Briefkasten wohl geleert wird?
Nach einem weiteren Stopp bei einer Kirche – natürlich wieder verschlossen – sind wir weiter bis nach Andenes gefahren. Andenes ist der nördlichste Zipfel der Vesterålen. Hier gibt’s einen kleinen Flughafen (auf dem im Sommer, von ca. Mitte Juni bis Mitte August, Flugzeuge landen), einen Golfplatz und einen schönen Leuchtturm. Es gibt auch einige Hotels und Geschäfte. Vom Leuchtturm aus hat man einen tollen Blick über die Landschaft hier. Im Süden ragen kantige, spitze Berge aus dem Meer, im Westen ist das offene Meer zu sehen (hier kommt erst nach mehr als 1000km wieder Land – das nördliche Ende von Grönland), im Norden wartet auch der arktische Ozean und im Osten sind die Gebirgsketten von Senja zu sehen.
Wir fahren weiter nach Bleik. Bleik ist bekannt durch seine Vogelinsel, hier kann man nämlich Papageientaucher beobachten (wir haben leider keine Zeit für den Bootsausflug zur Vogelinsel).
Am Ortsschild von Bleik legen wir einen kleinen Fotostopp ein, denn ich möchte meiner Chefin (die kommt nämlich von hier) einen kleinen Gruß schicken. Bleik ist sehr überschaubar. Es gibt einen schönen Campingplatz (hier werden wir übernachten), einen Hafen und einen kleinen Dorfkern. Hier gibt es ein Lebensmittelgeschäft, dass auch gleichzeitig ein Café´ ist, in dem sich die Leute zum Tratsch treffen.
Zurück am Campingplatz beschließe ich das relativ gute Wetter zu nutzen, um einen der Bergwanderungen, die mir meine Chefin empfohlen hat, zu machen. Ich entscheide mich für den Måtind. Die anderen möchten nicht wandern, deshalb gehe ich alleine. Ich esse schnell einen Apfel und ziehe mich um. Mittlerweile ist es schon 19 Uhr. Ich möchte rechtzeitig um Mitternacht zurück sein, denn wenn wir Glück haben, können wir heute die Mitternachtssonne bestaunen. Das ist auch der Grund, warum man so spät noch bedenkenlos eine Wanderung machen kann, denn es wird nicht dunkel. Die Sonne bleibt über dem Horizont.
Marco bringt mich zum Startpunkt der Wanderung und fährt dann wieder zurück zu den anderen beim Campingplatz.
Der erste Teil der Wanderung ist sehr steil, aber trotzdem gut zu schaffen. Es dauert auch nicht lange bis man den ersten Gipfel erreicht. Von hier hat man eine gute Sicht über die doch sehr merkwürdige Landschaft des Inselinneren. Aber man sieht auch nach Bleik. Bis dahin war der Weg sehr gut markiert, doch ab hier habe ich dann keine Markierungen mehr gefunden. Deshalb folge ich dem Bergkamm. Auch wenn das nicht ganz der richtige Weg war, habe ich trotzdem irgendwann wieder zum eigentlichen Weg gefunden. Als ich dann endlich ein Schild gefunden hatte, war ich ein bisschen enttäuscht. Denn ich war schon deutlich länger unterwegs als geplant (später wird sich auch herausstellen warum) und von hier war der Måtind zwar zusehen, aber es sah noch sehr weit aus. Da ich jetzt aber schon so weit gekommen bin, habe ich beschlossen auch noch voll bis zum Gipfel zu laufen. Und es hat sich wirklich gelohnt. Denn der Blick von hier ist einzigartig. Das Wetter war nicht ganz perfekt, dennoch hat man wirklich weit gesehen.
Die Vogelinsel, der versteckte Strand Høyvika, das Gebirge im Süden und den Ozean mit seiner unendlichen Weite. Leider waren am Horizont Wolken, denn sonst hätte man auch die Sonne über dem Meer sehen können. Gerne hätte ich hier mehr Zeit gehabt, um den Augenblick noch länger zu genießen, doch ich wollte ja auch rechtzeitig zurück sein und da ich ja schon fast doppelt so lang für den Aufstieg gebraucht hatte, wollte ich nicht zu lange warten. Deshalb habe ich Marco Bescheid gegeben, wann ich ungefähr ankommen werden und dann hat sich mein Handy plötzlich ausgeschalten, weil der Akku angeblich leer sei (das hat es immer wieder mal gemacht, aber das war jetzt ein blöder Zeitpunkt).
Schon auf dem Weg nach oben hab ich versucht ein „norwegisches“ Tempo zu laufen (die Norweger springen förmlich die Berge hoch und runter) und auch auf dem Rückweg hab ich Tempo gemacht. Der Weg war von dieser Richtung viel besser gekennzeichnet und plötzlich war ich wieder am ersten Gipfel. Kein Wunder warum ich beim Hinweg solange gebraucht habe, denn ich bin einen Umweg von ungefähr einer Stunde gelaufen (was nicht schlimm war, denn so hab ich schon ein bisschen mehr gesehen). Jetzt musste ich nur noch über ein paar Felsen klettern (der Teil hat mir am wenigsten gefallen, sowas mag ich immer nicht wirklich, bin nämlich ein kleiner Schisser) und dann kommt wieder das steile Stück vom Anfang. Hier hab ich nochmal mein Glück mit dem Handy probiert. Ich hab es angemacht und sofort Marco angerufen. Gott sei Dank ist er auch gleich hin und so hab ich ihm schnell gesagt, dass er gleich losfahren kann. Schon nach ca. 15min war ich wieder unten am Parkplatz und bin dann nach einer kleinen Verschnaufpause in Richtung Bleik losgelaufen. Irgendwann kam dann auch Marco und hat mich am Wegrand aufgesammelt.
Franzi, Jörg und Marco hatten in der Zwischenzeit gekocht und gegessen. Nachdem Abwasch sind sie cachen gegangen und Marco ist in ein Sandloch gefallen. Das muss urkomisch gewesen sein, denn plötzlich Stand er bis zur Hüfte im Sand. Gott sei Dank ist ihm nicht passiert. Aber wirklich sehr schade, dass es kein Beweisfoto gibt!
Zurück haben mir die andern dann von ihren Abenteuern erzählt und ich hab noch eine Kleinigkeit gegessen. Mittlerweile war es schon kurz vor 12 und leider kamen immer mehr Wolken auf. Leider haben wir die Mitternachtssonne nicht am Mitternachtssonnen-Campingplatz bewundern können.
Also haben wir uns in unseren Zelten verkrochen und sind auch bald eingeschlafen.
Was für ein wunderbarer Tag das heute war! Wir haben so viel erlebt!! Die Lofoten bei schönem Wetter, die atemberaubende Landschaft auf dem Weg nach Bleik. Superleckere selbstgemachte Marmelade, idyllische kleine Dörfchen und eine tolle Wanderung zum Schluss. Ich bin sehr froh, dass ich die Wanderung gemacht habe, obwohl ich alleine gehen musste. Aber die Aussicht war wirklich sehr schön und außergewöhnlich. Ein super Tipp, den ich da bekommen habe. Auf jeden Fall ein Highlight unserer Reise.
Reiseroute/Statistik
- Strecke: vom Hammerstad Camping zum Midnattsol Camping Bleik
- 247 km
- Keine Fähre
- 9 Tunnel
- 17 km in Tunneln
- 41 Brücken
- 4 deutsche Wohnwägen/mobile
- Übernachtung: Midnattsol Camping 2 Zelte + 1 Auto + 4 Personen 335kr