Was für ein Jahr?! Ich bin wirklich froh, dass dieses Jahr endlich zu Ende ist. Leider bedeutet das nicht, dass im neuen Jahr gleich alles besser oder anders ist, aber es ist zumindest etwas abgeschlossen und gibt etwas Hoffnung.

An sich hat das Jahr hervorragend begonnen. Wir haben mit Freunden in das neue Jahr gestartet und wir hatten viele gute Vorsätze. Meine Praxis weiter ausbauen, mehr Zeit für uns haben, regelmäßiger Sport treiben und noch vieles mehr.
Auch ein Besuch in Deutschland war geplant. Ich wollte doch endlich meine Nichte kennenlernen.

Meine Praxis lief auch richtig gut zu Jahresbeginn und ich hatte mir große Ziele für dieses Jahr gesteckt. Schließlich sollte ich dieses Jahr das 5 jährige Jubileum feiern und dass ist dann schon was besonderes.

4 Tage vor dem Flug nach Deutschland war dann plötzlich alles ganz anders. Nicht nur für mich. Für die ganze Welt. Wer hätte denn im März gedacht, dass sich das so hinziehen würde und solch weitreichende Konsequenzen haben würde?! Ich auf jeden Fall nicht. Ich dachte noch bis kurz vor Abreise, dass ich vielleicht doch noch zu meiner Familie fliegen könnte. Doch da wurde leider nichts draus. Leider das komplette Jahr nicht.
Und dabei blieb es leider nicht. Auch meine Praxis musste ich schließen und das hat mich in meinem Wachstum extrem nach hinten geworfen. Denn nach der Wiedereröffnung kamen erstmal keine Kunden. Keine Stammkunden und keine neuen. Alle hatten Angst. Verständlich, aber für mich war das echt keine einfach Situation. Ich hatte schon Angst wie es wohl weitergehen sollte. Denn es ist ja nicht so, dass ich dann einfach was anderes machen kann, wenn ich meine Praxis zu machen muss.
Aber noch war ich voller Zuversicht und hab die Zeit des Lockdowns genutzt um ein neues Buchführungsprogramm einzuführen und habe das ganze Jahr 2019 nachgetragen. Das war deutlich mehr Arbeit als gedacht. Aber ich hatte ja 9 Wochen zeit. Ich habe auch versucht verschiedenste online-Konzepte zu etablieren, doch es wurde von meinen Kunden überhaupt nicht angenommen. Und auch einen Podcast wollte ich ins Leben rufen. Aber die Vorbereitung hat mehr Zeit gefressen als geplant.

Im Juni gab es dann endlich ein bisschen Hoffnung. Immer mehr Kunden wollten wieder Termine und so wurde der Kalender etwas gefüllt. Es hat sich so gut angefühlt endlich wieder zu arbeiten. Auch der Juli und August sahen ganz gut aus und ich habe deshalb beschlossen weniger Ferien zu nehmen als geplant. Ich war einfach so froh, dass ich wieder Kunden hatte. Es hatte natürlich auch finanzielle Gründe.

Aber in der einen Woche Ferien ist dann was ganz wunderbares passiert. Marco und ich waren zelten (zum ersten Mal mit Yuki). Und als wir dann abends im Zelt lagen und auf unsere Handys gestarrt haben, tauchte plötzlich unser Traumhaus auf. Ein kleiner Bauernhof, mit Meerblick und nicht zu weit von Stavanger entfernt. Auf einer Insel – das hört sich doch an wie in einem Traum oder?! Ich hab uns dann sofort für den Besichtigungstermin angemeldet. Das war schon ein bisschen aufregend.
Als wir dann ein paar Wochen später auf der Besichtigung waren, waren wir echt überwältigt. Man fährt durch 2 Tunnel die unterm Fjord lang gehen. Man ist über 200m unterm Meeresspiegel. Wenn man dann auf der anderen Seite ist, hat man ein Bergpanorama auf seiner rechten Seite. Dazwischen ist noch der Fjord. Links hat man Inselchen und das offene Meer. Die Straße zum Haus wird immer schmaler und schmaler und auch Schafe stehen einfach mitten auf dem Weg. Und dann fast am Ende der Straße taucht das Haus dann auf der rechten Seite auf. Ach das war alles so spannend und schon allein von der Landschaft war ich in den Ort verliebt.
Uns hat das Haus sehr gefallen und wir haben mehrere Wochen überlegt ob wir es kaufen wollen und können. Wir waren bei der Bank, haben für das Haus in Sandnes den Marktpreis schätzen lassen und ich habe versucht einen Platz für meine Praxis zu finden.
Aber so viel Zeit wie wir wollten blieb uns dann leider nicht. Denn jemand anderes hatte ein Gebot für das Haus abgegeben. Jetzt mussten wir uns entscheiden. Bieten wir auch oder ist uns das zu riskant wenn wir noch keinen Plan haben wies dann für mich weiter geht. Wer weiß aber ob so ein Haus in der Preisklasse nochmal auftauchen wird. Die sind sehr selten, denn meist ist so ein kleiner Bauernhof unbezahlbar. Deshalb haben wir uns dann dafür entschieden auch auf das Haus zu bieten. Und am Ende war es dann tatsächlich unseres. Das war alles so mega spannend und aufregend. Man hatte auch für ein Weilchen die ganzen restlichen Sorgen vergessen.

Doch die Realität hat uns dann schnell eingeholt. Denn neben dem Arbeiten (Marco hatte das ganze Jahr über mega viel zu tun) und Umzug planen und später auch durchführen (wie auch das letzte Mal sind wir ganz ohne Hilfe umgezogen, nur für das Sofa haben wir uns Hilfe geholt), mussten wir auch das Haus in Sandnes für den Verkauf vorbereiten. Hier in Norwegen werden die Häuser mega hergerichtet (wie in einem Ikea Katalog). Es soll möbliert sein, aber nicht zu viele Möbel. Überall sollen Blumen stehen, Decken liegen und teilweise wird sogar extra immer Essen auf einem Brettchen drapiert (das dann aber nicht gegessen wird, sonder nur zu Deko da steht). Und so soll es dann bei jeder Besichtigung aussehen. Uns hat das jedes Mal immer um die 3 Stunden Vorbereitung gekostet. Und da Marco so viel arbeiten musste, war das immer meine Aufgaben und ich konnte dann den Nachmittag auch keine Kunden haben. Wenn das nur ein zwei Mal der Fall gewesen wäre, dann wäre das ja zu verschmerzen gewesen, aber leider war uns das Glück nicht hold. Denn wir haben das Haus diese Jahr nicht verkaufen. Und der Häusermarkt hat sich dann auch noch verschlechtert. Das heißt wir haben für das neue Haus noch viel bezahlt und werden für das Alte wenig bekommen. Warum das Haus nicht verkauft wurde wissen wir nicht so genau. Denn alle 4 Makler die wir zu besuch hatten, waren sehr positiv gestimmt, dass das Haus bei der Lage und dem Zustand gut zu verkaufen sei. Doch dem war leider nicht so.

Wir haben dann irgendwann im Herbst entschieden, dass wir jetzt einfach ausziehen und in das neue Haus ziehen. Ich arbeite zwar noch immer in Sandnes, aber wohnen tun wir jetzt auf unserem kleinen Bauernhof. Dort fühlen wir uns auch sehr wohl und die Landschaft hilft zumindest kurzfristig zu entspannen und die Sorgen mal kurz bei Seite zu schieben.
Denn leider ist nicht nur das Haus in Sandnes ein kleines Sorgenkind, auch meine Praxissuche macht keine wirklichen Fortschritte. Ich habe zwar jede Woche mehrere Besichtigungen, doch fündig bin ich noch immer nicht geworden. Entweder zu teuer oder zu weit weg oder die Räumlichkeiten entsprechen nicht den Anforderungen.

Auch Norwegen wurde von der 2. Welle nicht verschont. Auch wenn wir hier in Norwegen vergleichsweise harmlos getroffen wurden, so hatte es doch negative Konsequenzen für viele. So auch mich. Kunden haben wieder ihre Termine abgesagt und der Kalender bekam wieder Lücken. Eine wirklich schwierige Situation, denn man hat ja Verständnis für seine Kunden und man möchte sie auch nicht gefährden, doch für mich bedeutet es dann kein Lohn.
Ich habe mich auch teilweise sehr über meine Mitmenschen hier geärgert. Diese Ignoranz und Respektlosigkeit – ich war wirklich schockiert. Mag ja sein, dass die ein oder andere Maßnahme vielleicht nicht optimal gewählt war, aber für kleine Unternehmen wie mich, die auch nicht die Sozialleistungen bekommen wie Angestellte, ist es kein Spaß, wenn man dann plötzlich ohne Einkommen da sitzt. Da wäre es schon nett, wenn die Leute sich einfach mal ein bisschen zusammenreisen. Ist doch nicht schwer 1 Meter Abstand zu halten. Und ich finde, man muss auch nicht 5 mal die Woche einkaufen.

Und auch dir Regierung hat sich noch 3 Tage vor Jahreswechsel was ganz besonderes ausgedacht. Und nein ich meine nicht den Lockdown. Nein, sie haben 3 Tage vor Jahreswechsel beschlossen, dass man auf Massage jetzt 25% Mehrwertsteuer bezahlt und zwar ab 1.1.2021!!!
Niemand wusste so wirklich was das jetzt bedeutet und vor allem wie soll man das alles noch innerhalb von 3 Tagen auf die Reihe bekommen. Denn den meisten die Massage anbieten, ging es so wie mir, dass sie von der Mehrwertsteuer befreit waren. Das heißt man muss sich erstmal informieren wie das denn jetzt alles funktioniert und was man alles beantragen muss, wo man sich registieren muss und so weiter. Und man muss ja im vorhinein schon wissen was für Kosten da auf einen zukommen, damit man seine Preise anpassen kann. Und wie soll das alles innerhalb von 3 Tagen funktionieren, vor allem wo doch halb Norwegen in den Ferien ist? Ich habe in dieser kurzen Zeit keine Lösung gefunden. Ich hab jetzt erstmal einen Steuerberater angeschrieben und hoffe dass ich Anfang Januar einen Termin bekomme. Solange kann ich keine Massagen anbieten und muss versuchen meine Kunden anderweitig zu behandeln. Diesen Stress hätte ich jetzt vor Jahresschluss nicht mehr gebraucht. Vor allem, dass kann sich ja jeder von euch denken, wenn dann so ne Massage plötzlich 25% mehr kostet, welcher Kunde kann sich das dann noch leisten? Und will sich das leisten? Ich haben wirklich ein bisschen Angst wie das alles nächstes Jahr weiter geht.

Diese Zukunftsperspektive ist jetzt nicht gerade motivierend. Enorme Zusatzkosten die auf mich zu kommen werden, sowohl für die Miete der Praxis (wenn ich dann endlich mal was finde – es ist übrigens günstiger ein ganzes Haus zu mieten, als 30m² Praxisräumlichkeit), als auch wegen der Mehrwertsteuer. Denn man braucht einen Steuerberater (und die sind hier nicht billig). Und auch die Angst Kunden zu verlieren, ist doch sehr hoch.
Wann werden wir es endlich schaffen das Haus in Sandnes zu verkaufen und wie viel Geld haben wir zum Schluss verloren. Reicht es dann überhaupt noch ein 2. Auto zu kaufen und hoffentlich hält das jetzige Auto noch durch. Das macht auch schon ganz merkwürdige Sachen. Man wird zum Beispiel mitten während der Fahrt eingeschlossen oder es geht die Alarmanlage an wenn man die Zündung anmacht. Den Kofferraum kann man nur öffnen wenn man die HINTEREN Türen davor geöffnet hat und auch das Licht im Kofferraum funktioniert nicht mehr.

Ich bin also einerseits froh, dass diese Jahr endlich hinter mir liegt, andererseits graut es mir ein bisschen vor dem Neuen. Denn es ist einfach noch so viel ungewiss und das Glück meinte es in letzter Zeit nicht so gut mit uns. Wer weiß denn auch schon wann ich meine Familie endlich wieder sehen kann. Vielleicht muss ich bis 2022 warten.

Ich möchte nicht undankbar klingen, denn ich weiß dass es viele dieses Jahr noch heftiger getroffen hat. Ich habe noch einen Job, ich habe ein Dach überm Kopf (ein sehr schönes sogar), ich habe meinen mega süßen Hund, einen tollen Mann und Familie und Freunde die mir zur Seite stehen (auch wenn wir uns dieses Jahr nicht sehen konnten).
Ich hoffe also, so wie ihr alle vermutlich, auf ein besseres Jahr. Alle Hoffnungen liegen auf 2021!!!Ich hoffe dass wir das Haus in Sandnes verkaufen. Dass ich endlich meine Familie in Deutschland besuchen kann. Dass ich schöne Praxisräumlichkeiten finde und dass ich die Hindernisse die mir dieses Jahr in den Weg gelegt wurden mit Leichtigkeit überwinde. Ich hoffe auch, dass ich weiterhin gesund bleibe und dass auch meine Familie und Freunde weiterhin gesund bleiben. Ich wünsche mir für uns alle Frieden und Ruhe!

Ich schicke euch allen ganz liebe Grüße!!