Die Überschrift lässt nichts Gutes erahnen.
Aber jetzt erstmal der Reihe nach.

Ich hab im November an alle Sportvereine in Stavanger, Sola und Sandnes E-Mails geschrieben, mit der Anfrage ob sie vielleicht noch einen Physiotherapeuten (für die Zusammenarbeit) oder einen Trainer (spezielles Training je nach Sportart) brauchen oder sonst irgendwie Interesse an meinen Angeboten haben.
Die meisten Vereine haben nicht mal geantwortet (erwarte ich hier in Norwegen aber mittlerweile nicht mehr), es waren auch 3 oder so dabei, die geschrieben haben, dass sie bereits Absprachen mit anderen Praxen haben. Und es hat eben der Leiter eines Kampfsportvereins zurück geschrieben (mehrere Wochen/Monate später). Er hätte Interesse an einem Treffen, ich solle doch mal vorbei kommen. Das hatte ich ja dann auch gemacht und da hat sich rausgestellt, das er gar keine Ahnung hatte, ob er mich braucht oder nicht, es hat sich nur einfach interessant angehört (gut für mich). So haben wir ein bisschen gesprochen was möglich wäre und er wollte das dann mit seinen Kollegen besprechen. Vielleicht ein wöchentliches spezielles Training, zum Beispiel. Aus dieser Idee wurde bis jetzt aber noch nicht wirklich was. Aber im Februar hatte er sich gemeldet und gemeint es wäre doch toll wenn ich einen Vortrag halten könnte, damit mich alle Trainer kennenlernen können und danach kann man sich nochmal Gedanken über eine wöchentliche Trainingsstunde machen. Es stand allerdings noch kein Datum fest und da das jetzt alles so ewig gedauert hat, hatte ich mir auch kein Stress gemacht.
Als wir dann von Oslo wieder zurück waren, bekam ich ein paar Tage später die Nachricht, dass das ganze am Sonntag den 17. April zusammen mit einem 1. Hilfekurs stattfinden sollte. Da war ich schon ein bisschen enttäuscht. Denn der 17. April ist mein Geburtstag. Ich musste schon öfter an meinem Geburtstag arbeiten und das macht mir eigentlich nichts aus, aber das wird der 1. Geburtstag hier in Norwegen und der sollte eigentlich was Besonderes sein. Und es gibt so viele Sonntage im Jahr und dann muss es ausgerechnet mein Geburtstag sein. Absagen wollt ich aber auch nicht, denn mir war klar das ist ne einmalige Chance, wenn ich da jetzt sag ich hab keine Zeit, wird’s vermutlich keinen Ausweichtermin geben.
Also hab ich natürlich zugesagt und mich ans Werk gemacht. Denn der Vortrag soll natürlich auf Norwegisch sein. Es waren ja auch nur noch 3 Wochen Zeit, das wird wohl knapp werden, alles rechtzeitig fertig zu bekommen.
Macht die Sache nicht einfacher. Denn das ist gar nicht so einfach gute Quellen zu finden (auf Norwegisch). Aber ich hab mich da so „durchgewurschdeld“ und versucht mein Wissen irgendwie sinnvoll in einen Vortrag zu verwandeln. Auf Deutsch wäre das alles kein Problem gewesen, da hätte ich gleich loslegen können und hätte wahrscheinlich nicht mal viel Vorbereitungszeit gebraucht, denn das Wissen war ja da. Ich kann auch verraten ich hab mega viele neue Worte gelernt (viele auch schon wieder vergessen), kann ein Lied von der nicht vorhandenen Kommakultur singen und kenne die norwegische Sprach jetzt noch besser – oder auch nicht. *g*
Die letzten paar Wochen waren so wirklich sehr hart, denn ich hatte ja auch noch anderes zu tun. Ich wollte euch unbedingt von Finnland und Oslo erzählen, die Hausarbeit hatte sich nicht von selbst gemacht, hin und wieder war ich noch arbeiten (da bin ich ja auch immer ewig unterwegs), dann war ich noch 2 mal die Woche beim Sprachkurs und noch vieles mehr. Das war echt stressig.


Die Leute die mich gut kennen die wissen, dass ich normalerweise mein Zeug lieber 2 Wochen vor Datum abliefere, wie auf den letzten Drücker. Und obwohl ich wirklich sehr fleißig war und gut vorwärts gekommen bin, war noch kein Ende in Sicht. Und so war der Vortrag erst an dem Freitag, also 2 Tage vor dem eigentlichen Vortrag, fertig. Diese Tatsache alleine hat mich schon gestresst, dann kam noch dazu dass ich zwar den Text jetzt fertig hatte, aber noch ein Skript machen sollte und die Präsentation selber. Und am besten sollt ich das ja auch noch auswendig könne. Das ist unmöglich. Ich hab mich so über mich selbst geärgert, allerdings kann ich euch auch jetzt im Nachhinein nicht sagen, was ich hätte anders machen sollen. Am Montag zuvor hab ich dem Leiter des Kampfsportinstituts ein Inhaltsverzeichnis geschickt und geschrieben, dass der Vortrag so ca. 2 Stunden gehen soll. Am Freitag hab ich dann aber festgestellt, dass ich die 2 Stunden nicht einhalten kann, ich hab Stoff für 6 Stunden oder so. Also musst ich noch alles kürzen, die Präsentation machen und das Skript schreiben. Meinen 1. Versuch hat sich Aina angehört und ich kann auch sagen ich konnt natürlich null frei sprechen und musste mega viel ablesen, die Präsentation war viel zu lang, die Stichpunkte waren ganze Sätze und danach hab ich mich einfach nur mies gefühlt. Ich hab dann versucht Stichpunkte zumachen, was aber gar nicht so einfach ist, wenn man die Sprache noch nicht perfekt spricht, was kann man denn an „Füllwörtern“ einfach raus streichen? Gute Frage. So war dann am Sonntagabend auch das Skript fertig und ich mit meinen Nerven. Ich wollte das Ganze mit Marco noch 2-mal durchmachen, damit ich wenigstens noch das Beste rausholen kann.
Ich hab ihm dann am Samstag noch diese Präsentation gezeigt und es lief schon deutlich besser wie beim 1. Mal und wollte dann am Sonntag in der Früh den Vortrag noch einmal durchmachen. Denn der Vortrag sollte erst um 15.30 beginnen und ich wollte um 15 Uhr da sein.
Den Samstagabend haben Marco und ich sehr gemütlich gestaltet, das war auch echt dringend notwendig, denn ich war völlig fertig von den letzten Tagen zuvor. Und da wir eine Show im Fernsehen angeschaut haben, sind wir erst sehr spät ins Bett (ich glaub es war kurz nach 1). Aber soll ja kein Problem sein, denn wir können am Sonntag ausschlafen.


Nachdem ich dann am Sonntag um 10 Uhr aus der Dusche kam, hat auch schon mein Handy geklingelt. Erst dachte ich, das wird wahrscheinlich ein Gratulant sein, doch es war eine norwegische mir nicht bekannte Nummer. Das kann nichts Gutes verheißen. Und so war es dann auch. Der Leiter hatte gemeint, ich soll doch bitte schon um halb 1 kommen, denn die haben meinen Vortrag jetzt vorverlegt. Ich konnte ihn dann noch überreden, dass ich erst um 1 komme, da die Busse nicht anders fahren und damit war er einverstanden. Als er aufgelegt hatte, hab ich dann erstmal nen Wutanfall bekommen und mich gefragt, was ich denn eigentlich falsch gemacht habe, dass das jetzt alles so ein Chaos wird! Oh man. Ich fand’s überhaupt nicht lustig.
So war dann auch keine Zeit mehr den ganzen Vortrag nochmal durch zu machen und ich hab beschlossen ich mach nur den Part, der noch nicht ganz so gut sitzt.
Nach einem hektischen Vormittag hab ich dann um kurz nach halb 12 Uhr alles zusammen gepackt und nach einem leckeren Essen (gab’s auch schon gestern) musst ich dann auch schon zum Bus.
Ich kam sehr pünktlich um 1 Uhr an. Und als ich den Raum gesehen hab, hab ich gedacht ich bin im falschen Film. Denn es war null vorbereitet. Es war kein Platz für die Zuhörer da, denn es war eine riesige aufblasbare Boxarena im Raum, es war kein Tisch da für meine Unterlagen, kein Kabel für den Beamer und so einiges mehr hat gefehlt. Bevor das alles dann für den Vortrag vorbereitet wurde, haben die sich erstmal gemütlich hin gesetzt und haben noch Mittagspause gemacht. Mir wurde zwar auch ein Stückchen Pizza angeboten, aber da wär ich doch lieber später gekommen und so hab ich halt ewig gewartet bis es dann losging. Das Stückchen Pizza hab ich übrigens nicht angenommen, denn mir war überhaupt nicht nach Essen.
Dann haben die sich endlich mal um den Raum gekümmert und wir konnten über 40 Minuten später mit dem Vortrag beginnen.
Als Informationen hab ich nur bekommen es soll um Sportverletzungen gehen, es sind lauter Trainer die mir zu hören, so etwa 15-20.
Ok, das die aber alle bis auf 3 unter 25 Jahre sind (eher an die 16 Jahre alt sind), hätte man mir schon verraten können. Der eine hat während meinem Vortrag einfach geschlafen (der war mir noch der liebste, denn der hat wenigstens nicht gestört), einige haben an ihren Handys getippt und der Rest hat sich einfach miteinander unterhalten. Na herzlichen Dank! Also ich kann das ja ein bisschen verstehen, das man da am Sonntag keinen Bock hat auf so nen dummen Vortrag zu gehen, aber ein bisschen Respekt vor einer fremden Person, die extra dafür engagiert war, kann man doch eigentlich schon zeigen. Ständig sind auch welche aus dem Raum gegangen und wieder gekommen. Es war wirklich sehr unruhig und hat das Ganze für mich nicht einfacher gemacht.
Aber ich muss sagen mit meinem eigenen Part bin ich wirklich ganz zufrieden, denn ich hab es fast ohne ablesen hinbekommen und auch die Fragen beantwortet auf Norwegisch war überhaupt kein Problem.
Wir haben aber ewig gebraucht, mit den vielen Unterbrechungen und Störungen, ich hatte das Gefühl wir werden gar nicht mehr fertig.
Zum Schluss hatte ich noch einen praktischen Teil geplant – üben wie man eine Kompressionsbandagierung macht. Ich hab es erst gezeigt und danach sollten sie zu zweit zusammen gehen und es üben. Die haben die Sache nicht wirklich ernst genommen und haben schon nicht aufgepasst als ich gewickelt habe und dementsprechend sahen die Bandagen dann auch aus. Ich hab ihnen dann einzeln erklärt was sie gut hinbekommen haben und was sie beim nächsten Mal besser machen müssen. Denn wenn man zum Beispiel zu eng wickelt, dann können Körperteile absterben, also es ist schon wichtig, dass man es ordentlich macht.
Als ich dann bei 2 oder 3 Pärchen war, um sie zu korrigieren. Hat der Leiter vor der Gruppe gemeint. Ich solle aufhören die Leute zu kritisieren und ihnen erzählen, was sie gut gemacht haben und nicht was sie falsch gemacht haben. Da hab ich mich dann erstmal überfahren gefühlt. Wie soll ich jemandem was beibringen, ihm helfen, wenn ich ihm nur sagen kann was er gut gemacht hat. Da kommen wir ja nicht vorwärts. Das war echt einfach alles bekloppt und ich wollte einfach nur noch das wir fertig werden. Dann hat der Leiter irgendwann abgebrochen und gemeint ok, den Rest brauchen sie nicht mehr, das passt jetzt schon. Ich wollte mich dann noch ordentlich bedanke und nochmal fragen ob es Fragen gibt (wie man das ja eigentlich an so nem Präsentationsende macht), aber der Leiter meinte dann nur ok Tschüss und ich ruf dich am Montag an und darauf hin, haben alle fluchtartig den Raum verlassen und ich stand quasi alleine da.
Ich hab erstmal 2 Sekunden gebraucht um zu checken, dass ich jetzt zusammenräumen kann und heim kann. Aber das war echt seltsam. Und als ich dann mal auf die Uhr geschaut habe, hab ich festgestellt dass es schon kurz vor 5 Uhr war. Das war also deutlich länger wie 2 Stunden und es war nicht meine Schuld, wie am Anfang ja noch gedacht, da ich so viel Inhalt hatte. Ich war echt sauer!!
Und als ich dann noch die Buszeiten gecheckt habe und gesehen habe, dass ich den Bus um 5 Minuten verpasst haben, ich jetzt ne halbe Stunde auf den nächsten warten darf und das aber der falsche ist und ich noch 15 Minuten laufen muss, war meine Stimmung nicht besser. Was für ein scheiß Tag!!! Sorry, dass ich das so sage, aber es war einfach so.
Dann hab ich erstmal Marco angerufen, um ihm zu erzählen wies gelaufen ist und dass ich jetzt eben noch so lange brauche, denn der hatte sich natürlich schon gewundert, wo ich solange bleibe.
Als ich dann endlich zuhause war, musste ich mich erstmal hinsitzen und über alles nachdenken und wieder runterkommen.
Danach hab ich dann die vielen Geburtstagswünsche gelesen und ich hatte mich auch darüber gefreut, aber so wirklich genießen konnt ich es nicht. Ich wollte den bekloppten Tag einfach nur noch hinter mir haben.
Erst am Montag dann konnte ich das Ganze mit ein bisschen Abstand betrachten und hab mir dann nochmal alle Glückwünsche durchgelesen und mich gefreut, dass so viele an mich gedacht hatten. Und viele haben mir natürlich einen tollen Tag gewünscht und ich dachte immer nur na herzlichen Dank. Aber es hat ja quasi keiner gewusst, dass ich nen Vortrag halten musste und mega gestresst war. Und so hab ich einfach ein bisschen nachgefeiert und den Montag als meinen Geburtstag gesehen.

Naja, ich hatte mir ja gewünscht, dass mein 1. Geburtstag hier in Norwegen was Besonderes wird, das ist mir gelungen, es war der schlimmste an den ich mich je erinnern kann. Das macht ja nur Hoffnung für nächstes Jahr!

Also möchte ich jetzt noch mal hier die Gelegenheit nutzen und mich für alle Briefe, E-Mails, Nachrichten und Anrufe zu bedanken! Danke an alle die an mich Gedacht haben. Sorry, dass ich an diesem Tag nicht wirklich zu erreichen war und meine Laune auch nicht die Beste. Ich habe mich über die Nachrichten sehr gefreut und hätte den Tag gerne mit euch verbracht.

Dann hoffen wir jetzt einfach mal, dass sich der ganze Scheiß gelohnt hat und ich so eine neue Chance bekomme ein bisschen Geld zu verdienen, denn der Vortrag war quasi gratis. Das werd ich so definitiv nicht mehr machen, da hab ich doch einiges draus gelernt. So soll´s sein.
Das nächste Mal werd ich euch dann hoffentlich über mehr erfreulichere Dinge berichten können. Bis dann!