Heute ist es endlich so weit, heute ist der norwegische Nationalfeiertag.
Warum ich mich so darüber freue? Weil ich letztes Jahr von Marcos Kollege eingeladen wurde diesen sehr norwegischen traditionellen Tag mit ihm und seiner Familie auf der kleinen Insel (ca. 20km, dann ist man einmal um die Insel gefahren) Randøy zu feiern. So sollte ich also den perfekten Einblick in die norwegische Kultur bekommen.
Wir hatten ja die letzten Tage super tolles sommerliches Wetter, aber wie das halt immer so ist soll es heute stark winden, kalt sein und die Sonne nicht zu sehen sein. Das machte die Kleiderwahl nicht einfacher.
Denn wenn man kein Bunad (traditionelle norwegische Tracht) hat, dann sollte man was sehr schickes tragen, aber auch nicht zu schick. Bei Marco war das ganz einfach, er wird einfach seinen Anzug tragen.
Ich hatte mir letztes Jahr im Sommer ein tolles Kleid für diesen Tag gekauft, aber das ist für diese Temperaturen nicht geeignet.
Thomas (so heißt der Kollege von Marco) hat gemeint ich könnte auch mein Dirndl anziehen, denn das sei ja auch eine traditionelle Tracht (eine sehr moderne, denn die eigentlichen Trachten sehen ja schon nochmal anders aus). Als ich es dann meinen Mädels („norwegisch Gruppe“) vorgeführt hatte und die hell auf begeistert waren, war die Wahl getroffen.
Jetzt blieb nur noch die Frage, wie ich es dem Wetter anpassen konnte. Denn meinen Wintermantel wollte ich nicht tragen, denn der verdeckt das ganze Kleid. Und die einzige Weste die dazu passt, ist kurzärmlig und nicht allzu dick. Aber ich wollte hübsch aussehen, deshalb hab ich in Kauf genommen zu frieren. – Einen Tod muss man sterben.
Es ging früh los mit dem Bus nach Stavanger (der Bus hatte sogar hübsche Fähnchen dran – so toll!!!), von dort dann mit einer kleinen Inselfähre von Insel zu Insel bis nach Randøy. Insgesamt waren wir so gute 2 Stunden unterwegs.
In Randøy war es ganze 2°C wärmer und es windete nicht ganz so stark, aber selbst Marco, der eine lange Hose, ein Hemd, eine Weste und ein Jackett anhatte, meinte zwischendrin, dass es ihn auch friert.
Kurz nachdem wir mit der Fähre auf Randøy ankamen, haben uns Thomas, sein Vater und seine Oma mit dem Auto abgeholt und wir sind zum alten Schulgebäude gefahren. Dort hatten sich schon die 1. zum Umzug aufgestellt.
In Städten wie Stavanger oder Sandnes laufen da alle Vereine und Schulklassen mit. Mit Musik, Fahnen und Tanz. Am Straßenrand stehen 100erte Menschen, die winken und das Fähnchen schwingen. In Oslo steht die Königsfamilie auf dem Balkon und winkt dem Volk zu und im Fernsehen wird von ganz Norwegen und auch von anderen Ländern (in denen viele Norweger leben und diesen Tag feiern) berichtet.
Auf Randøy war das alles ein bisschen anders. Wie schon erwähnt ist Randøy sehr klein und es leben auch nicht so viele Menschen dort.
Dort laufen im Umzug nämlich einfach alle mit, es gibt quasi keine Zuschauer. Deshalb durften auch Marco und ich mitlaufen. Wie aufregend. Da Randøy leider keine Musikkapelle hat war es eher ein Spaziergang als ein Umzug, aber es hat trotzdem riesigen Spaß gemacht. Und die Natur auf Randøy ist natürlich 1000mal schöner wie in der Stadt. Wir sind an Kühen, Schafen und vielen grünen Weiden vorbeigelaufen, mit schönem Blick auf den Fjord und die Berge – so lässt sich’s aushalten. (Ich habe mich ja letztes Jahr in die Insel verliebt, aber Marco würde da leider keine Arbeit finden. Ich hätte es da vielleicht einfacher. Naja, irgendwann werden wir schon das perfekte Plätzchen finden, wir müssen ja auch erstmal sparen, dass wir uns dann auch das perfekte Haus leisten können, bringt ja nichts wenn wir das jetzt finden.)
An der Pferdekoppel hat man dann gewendet und ist wieder umgekehrt. Dann kam auch tatsächlich ein Auto, das musste dann warten bist wir an ihm vorbei waren. Hier wurde keine Straßensperre von der Feuerwehr (hier meist Polizei oder Militär) errichtet, war auch nicht nötig, denn die meisten Leute waren ja beim Umzug dabei.
An der Schule angekommen hatten sich alle im Kreis aufgestellt und es wurde die Nationalhymne gesungen. Und das ganze wurde mit einem freudigen – hip hip hurra! – beendet.
Anschließend sind wir alle in das Gebäude und es gab eine offizielle Ansprache. Ich fand es war eine sehr tolle und interessante Rede, die die etwas ältere Dame gehalten hat. Und somit war dann das „Buffet“ eröffnet.
Wir haben uns auch angestellt und haben uns „pølser i brød“ gekauft (so ähnlich wie die Hotdogs bei Ikea, allerdings gab´s keine Gurken) und Marco hat sich für norwegischen Lapskaus (ist nämlich ein völlig anderes Gericht und nicht mit dem aus Norddeutschland zu vergleichen) entschieden.
Nach dem Essen hat Thomas uns noch die alten Schulfotos gezeigt auf denen er zu sehen ist und danach haben wir uns ein bisschen raus gesetzt (ganz schön frisch heute!) und gewartet bis die Spiele aufgebaut waren.
Für die Kidis gab es zum Beispiel ein Katapult, einen 60m Lauf und für die größeren „Kinder“ gab es Dart und Luftgewehr schießen (aber nicht so wie wir das von den Volksfestchen kennen, die Entfernung war ein bisschen größer und man hat auf kleine Scheiben geschossen). Für die älteren Herrschaften gab es ein Glas voller Erbsen und man musste schätzen wie viele Erbsen im Glas waren. So war also für jedes Alter was dabei.
Marco wollte natürlich zum Luftgewehr schießen und hat 3€ für 3 Schuss gezahlt (die Norweger, die meinen schon die müssen in allem die teuersten sein). Da der Typi dort nicht wechseln konnte, hat Marco mehr gekauft und ich sollte auch mal mein Glück versuchen. Und alter das hat mal gewackelt. Wie die Biathleten das nur immer so gut hinbekommen. Aber nachdem ich nach dem 1. Schuss (war ein Randtreffer) von Marco nochmal einen Tipp bekommen habe, hab ich eigentlich nicht schlecht geschossen. Denn die anderen beiden waren schon eher Richtung Mitte. Ich war doch sehr zufrieden. Aber für einen Sieg bei den Frauen hat es natürlich nicht gereicht.
Danach wurden wir von Thomas Oma noch auf ein Eis eingeladen und so haben wir alles erledigt was am 17. Mai getan werden muss. Eis und pølser essen, brus (Limonade) trinken, Spiele spielen, beim Umzug dabei sein und Spaß haben. Mir hat der Tag wirklich sehr gut gefallen.
Und zu unserem Glück hat Thomas Schwester angeboten uns mit dem Auto mit nach Hause zu nehmen. Das ist deutlich günstiger und auch schneller (man muss da zwar trotzdem ne Fähre nehmen, aber die ist nicht so teuer wie die kleine Inselfähre). Als wir dann in Stavanger ankamen war gerade der Festumzug zu Ende und die Leute wollten alle nach Hause. Es waren Unmengen an Autos, aber das schlimmste waren die Leute die einfach über die Straße gegangen sind. Das war echt gefährlich. Mit ein bisschen Verspätung kamen wir dann wieder bei uns zu Hause an. Wir bedankten uns noch für den schönen Tag und haben uns zuhause, dann erstmal richtig warm angezogen.
Takk for i dag!!