Heute schreib ich wie versprochen über die norwegischen Weihnachtstraditionen.
Weihnachten ist hier in Norwegen ein genauso beliebtes Fest wie in Deutschland auch. Jeder freut sich darauf, vor allem natürlich die Kinder.
Mir kommt es allerdings so vor, als ob die Norweger noch gestörter sind, was das Shopping anbelangt. Wir wohnen ja in der Nähe vom Kvadrat (das größte Einkaufszentrum in Norwegen) und da kann man schon seit Wochen nicht mehr „gemütlich“ einkaufen gehen. Angefangen hat´s eigentlich mit dem Black Friday (25.11.16). Ich weiß nicht ob euch das allen was sagt. Eigentlich kommt das aus den USA (natürlich). An diesem Tag haben sehr viele Geschäfte reduzierte Preise (die sie 2 Wochen zuvor erhöht haben). Hier in Norwegen, wird nicht nur ein Freitag draus gemacht, nein, man macht gleich die ganze Woche zum Black Friday. Die Leute drehen durch und rennen alle in die Läden um die besten Schnäppchen zu bekommen. Die wenigsten davon brauchen natürlich was Bestimmtes. Das ist der Trick dabei, dass alle kaufen obwohl sie es nicht brauchen. Ihr könnt euch vorstellen ganz Stavanger und Sandnes waren in dieser Woche im Kvadrat. Alle Straßen ums Kvadrat waren verstopft. Und das ist so geblieben. Sobald die Geschäfte öffnen (und das ist egal ob unter der Woche oder am Samstag) stürmen die Leute herbei. Es wird gekauft gekauft gekauft. Ich frag mich ja, was die mit so vielen Geschenken machen. Aber naja.
Durchschnittlich gaben die Norweger letztes Jahr über 1.000€ aus. Ca. 450€ haben sie für die Lebensmittel ausgegeben. Und etwa 630€ für Geschenke, Kleider und Weihnachtsdeko. In Deutschland sind es „nur“ 280€. Die Großeltern in Norwegen geben zum Beispiel knapp 900€ nur für Geschenke aus. Ein Vorteil für die Geschäfte, die freuen sich bestimmt. Vor allem wird es von Jahr zu Jahr mehr Geld, das die Leute für Weihnachten ausgeben.
Ich finde das nimmt überhand. Der eigentliche Sinn von Weihnachten geht so ein bisschen verloren.
Die Norweger haben natürlich auch einen Schokoadventskalender oder einen Kalender mit kleinen Päckchen (Geschenken). Ich hab euch ja schon von meiner Entdeckung erzählt. Fast 30€ für einen Schokoadventskalender von Kinderschokolade und ich hab gehört der von Lindt soll noch teurer gewesen sein. Einfach Wahnsinn!
Anders als in Deutschland ist der 6. Dezember hier ein ganz normaler Tag. Hier kommt kein Nikolaus vorbei. Kann vielleicht daran liegen, dass die wenigsten (ich glaub es sind nur 5%) katholisch sind. Ich weiß der Nikolaus ist nicht rein katholisch, aber ich glaub die evangelischen sind ein bisschen kritisch gegenüber Heiligenverehrung. Was weiß ich. Es gibt ihn hier nicht.
Dafür feiern die Norweger am 13. Dezember das Fest der heiligen Luzia (Relativ neues Fest hier in Norwegen, wurde von den Schweden in den 1800er übernommen). Den hellige Lucia, sankt Lucia oder auch Santa Lucia genannt. Ihr Name steht für Licht. Es gibt kleine „Festumzüge“ bei denen Schul- oder Kindergartenkinder durch die Straßen ziehen und singen. Sie tragen weiße Kleider und derjenige in der ersten Reihe hat einen Lichterkranz auf dem Kopf. Die anderen tragen alle eine Kerze. Ich finde, das ist eine schöne Tradition.
In den Firmen gibt es vor Weihnachten natürlich eine Weihnachtsfeier. Die ist eigentlich ähnlich wie in Deutschland auch. Dort werden dann teilweise an die Mitarbeiter Geschenke verteilt. Marco hat zum Beispiel dieses Jahr einen geräucherten Lachs bekommen (ein knappes Kilo – das kostet schon ein bisschen was). Oft wird bei dieser Feier nicht nur gut gegessen und getrunken, sondern auch Spielchen gemacht. In Marcos Firma gibt es jedes Jahr ein Quiz.
Dekoriert wird hier natürlich auch fleißig. Ich hab euch ja letztes Jahr schon die Weihnachtsbeleuchtung von Stavanger und Sandes gezeigt und dieses Jahr hab ich ja auch schon ein paar Bilder auf meinem Blog gezeigt. Daran wir hier nicht gespart. Natürlich werden nicht nur die Straßen mit Lichtern geschmückt sondern auch in und ums Haus. In Randaberg gibt es zum Beispiel eine Straße, da haben alle einen 4,5m großen aufblasbaren Schneemann im Vorgarten stehen.
Dekoriert wird eigentlich ähnlich wie in Deutschland mit Türkränzen, Weihnachtsmännern, Wichtel, Herzen, Sterne, teilweise gibt es auch eine Krippe oder ein Lebkuchenhäuschen.
Teilweise werden schon Anfang Dezember die Weihnachtsbäume in der Stube/ im Wohnzimmer aufgestellt. Als Christbaumspitze wird meist ein Stern verwendet. (Hab ich ja dieses Jahr alles richtig gemacht)
Meist brennt die Weihnachtsbeleuchtung in den Häusern den ganzen Tag (das ist ja nichts neues, viele Norweger lassen ja die Lichter den ganzen Tag an).
Jetzt noch zu den Plätzchen – småkaker. Da hab ich euch ja schon erzählt, das es Tradition ist, sieben verschiedene Sorten zu backen. Der Ursprung dieser Tradition ist eigentlich nicht sehr festlich. Diese Tradition stammt aus einem Kochbuch. Das 1. Kochbuch kam hier ca. vor 140 Jahre auf den Markt. Dort war beschrieben, dass eine gute Hausfrau, sieben verschiedene Plätzchen zu Weihnachten backen muss. Eigentlich ganz unspektakulär. Diese Tradition hat sich aber immer weiter gefestigt. Die sieben klassischen Plätzchen sind: Berlinerkranser, fattigmann, goro, krumkaker, sandkaker, sirupsnipper und smultringer. Schaut einfachmal, im Internet findet ihr da Bilder dazu oder natürlich die Rezepte. Leider braucht man da teilweise spezielle Gerätschaften, deshalb ist es nicht so einfach (günstig) die nur mal auszuprobieren.
Zur Weihnachtszeit gibt es hier natürlich auch besonderes zu Essen. An Heilig Abend selbst zum Beispiel: svineribbe (im nächsten Eintrag, dann näher erklärt), lutefisk (im nächsten Eintrag, dann näher erklärt), pinnekjøtt, kokt torsk (im nächsten Eintrag, dann näher erklärt), skinkestek (Schinken und stek heißt Braten) oder kalkun (Pute oder Truthahn).
Auch bei den Desserts gibt es welche die in dieser Zeit besonders gerne gegessen werden. Zum Beispiel risengrynsgrøt (dazu erzähl ich euch im nächsten Eintrag mehr), multekrem (wird aus der Moltebeere hergestellt und wird gern zu den krumkakern gegessen) oder karamellpudding (ich denk das muss ich nicht übersetzen).
Getrunken wird oft juleøl (ein dunkles Bier, dass es ab November in den Geschäften gibt), gløgg (der skandinavische Glühwein, wird oft auf den Weihnachtsmärkten getrunken) oder Akevitt (ein Schnaps, dazu im nächsten Beitrag mehr).
Weil ich grad vom Weihnachtsmarkt gesprochen habe, den gibt’s hier natürlich auch. Aber viel kleiner als die deutschen Märkte. Und leider fehlen die guten deutschen Bratwürste, der Kinderpunsch und die Lebkuchen. (Für mich eher uninteressant) Alkohol ist natürlich nicht erlaubt, bzw. nur an speziellen abgezäunten Bereichen. Früher gab’s hier in Norwegen auch gebrannte Mandeln oder kandierte Äpfel, diese Tradition findet man aber immer seltener.
Liebe Annka und lieber Marco,
schöne Bräuche gehören in jedem christlichen Land einfach dazu. Das ist sehr gut; aber es ist schade, dass sich vor allem der Handel diese zunutze macht. Es geht eben immer ums Geldverdienen. Das ist an und für sich nicht so schlimm, wenn man sich – so wie ihr beiden, und das freut mich – auf das beschränkt, was man braucht. Bei den traditionellen Speisen kann ich mir schon vorstellen, dass man sich an diese zum Teil erst gewöhnen muss. Persönlich kann ich mir aber gut vorstellen, dass mir die Fischgerichte schmecken würden. Allerdings habe ich einmal von einem Speiseeis mit Fischgeschmack gehört – gibt es so etwas tatsächlich. Ich kann es mir zwar nicht vorstellen – aber „es gibt ja nichts, was es nicht gibt“! Dass gerade in Norwegen Licht eine so große Rolle spielt, ist verständlich, weil die Nächte länger und in der Regel wohl auch kälter sind als bei uns. Allerdings kommt – soviel ich weiß – die Hl. Lucia aus Syrakus im südlichen Italien. Ihr Gedenktag ist am 13.12. und wird in Skandinavien, wie ich glaube, am 12.12. gefeiert – übrigens an dem Tag, an dem Jacky ihre Niere bekommen hat. Eine alte Bauernregel bei uns heißt „Sankt Luzen tut den Tag stutzen“ oder „An Sankt Luzia ist der Abend dem Morgen nah“; d.h. es sind die kürzesten Tage im Jahr. Irgendwo in der Karibik gibt es eine Insel Santa Lucia auf der das englische Staatsoberhaupt (immer noch Königin Elisabeth II.) auch das Staatsoberhaupt ist.
Dass es Protestanten „nicht so mit Heiligen haben“ hat seinen Grund, weil viel zu oft Menschen ihr Heil und ihre Rettung nicht bei unserem dreieinigen Gott, sondern bei „ihrem“ speziellen Heiligen suchen und nicht an das Gebot denken, „du sollst keine Götter neben mir haben“. Dass Heilige als unsere Fürsprecher bei Gott bei Menschen eine Stütze der Psyche sein können, ist für mich aber klar und es ist deshalb auch nicht verwerflich, sie als Fürsprecher zu Gott anzurufen, wenn’s gut tut.
Auch wir sind mitten in den Vorbereitungen für Weihnachten. Deshalb möchte ich jetzt zum Schluss kommen und euch beiden noch einige besinnliche Adventstage, dann aber ein Frohes Fest und ein gutes Neues Jahr wünschen
Euer Opa mit Oma
Also bei uns in der Region feiert man Santa Lucia definitiv am 13. Ich weiß nicht wie es in Restnorwegen ist, aber meine Quellen sagen das ist in ganz Norwegen gleich. Vielleicht wir der Tag in Schweden und Dänemark aber wann anders gefeiert. Kann schon sein. Ja, von der Insel hab ich schon gehört.
Die kürzesten Tage sind jetzt zwischen dem 21. und 23. Dezember.
Und mit den Weihnachtseinkäufen hast du glaub was falsch verstanden. Der Handel nutzt nichts aus, klar die profitieren davon wenn so viele einkaufen gehen, aber die Leute sind schon selber schuld wenn sie so viel ausgeben.
Ich hoffe eure Vorbereitungen sind schnell erledigt und ihr habt dann eine gemütliche Weihnachtszeit!