Mein 1. Arbeitstag in Norwegen.

Schon das ganze Wochenende war ich hibbelig und konnte quasi nicht still sitzen. Ich hab versucht mich so gut wie möglich auf diesen Tag vorzubereiten – Natürlich, ich bin ja kein sehr spontaner und gelassener Mensch.-
Und nach meinem Geschmack ging das Wochenende viel zu schnell vorbei.

Heute Morgen bin ich um halb 6 aufgestanden, genau wie Marco. Das hat ein bisschen geholfen. Das ist schon echt früh. Aber ich wollte heute um 8 Uhr in der Praxis sein und da ich mit dem Bus bis ins Zentrum nach Stavanger fahren muss und dann noch ein Stück zu Fuß zu gehen hab, wollte ich so früh losfahren. Müde war ich ja nicht wirklich, aber ich wäre lieber im Bett geblieben. Eine Teilschuld trägt mich Sicherheit die Aufregung. Ich hab mir noch Essen und Trinken in den großen Rucksack gepackt. Schon lästig wenn man kein Auto hat. Das ganze Zeug was in die Praxis muss, was man vielleicht schon am 1. Tag brauchen könnte, alles im Rucksack.
So ging ich dann um 6.30 Uhr zusammen mit Marco zur Bushaltestelle. Bevor er ausstieg versuchte er mich noch zu ermutigen, doch so zuversichtlich wie er war ich nicht.
Als ich dann an meiner Bushaltestelle angekommen war, packte ich mein Zeug zusammen und lief gemütlich zur Praxis. Und trotzdem war ich noch eine halbe Stunde zu früh da. Am Mittwoch werde ich mal ne halbe Stunde später losfahren. – Es war nicht wirklich kalt draußen und ich fand es auch nicht so tragisch solange zu warten.
10 min vor 8 Uhr konnte ich dann rein. Ich schloss mein Büro auf und richtete mir provisorisch den Raum ein.
Ich hab mir verschiedenstes zur Beschäftigung mitgenommen. Mein norwegisch Lernzeug, mein Tagebuch, was zum lesen und vieles mehr.
So wartete ich darauf, dass jemand anruft oder an die Tür klopft.
Und ehe ich mich versah war es schon 11.30 Uhr. Jetzt würden die Ärzte und die Angestellten Mittagspause machen. Und ich wollte diese Gelegenheit nutzen um mich kurz vorzustellen. Da war die Aufregung natürlich wieder riesig, aber weg war sie davon auch nicht, sie war den ganzen Tag deutlich zu spüren.
Beim Essen zitterten meine Hände und wirklich Hunger hatte ich auch nicht.
Die sind da alle ganz nett, aber komisch ist es trotzdem. Denn ich gehör nicht zum Team, die wussten nicht mal, dass da noch jemand mit rein soll. Schauen wir mal wie sich das entwickelt.
Ich hab auf jeden Fall den Arzt aus Nr. 3 kennen gelernt – so hat er sich mir vorgestellt. – Ein ganz netter, hübscher junger Arzt. (-;
Nach der Pause hab ich mich dann wieder in meinen Raum gesetzt. Und irgendwann hat´s sogar tatsächlich geklopft. Ein Herr. Wir haben uns kurz unterhalten. Doch als er mir die Frage stellte, ob ich für die Kommune arbeite und ich es mit nein beantwortete, war er ganz schnell wieder weg.
1. Ich war stolz auf mich, denn ich konnte mich gut auf Norwegisch verständigen.
2. Das Hauptproblem war eher, dass der Herr so genuschelt hat, dass ich ihn deshalb kaum verstanden habe.
3. Fakt: Leider ist mir erst als er weg war eingefallen, ich hätte ihm trotzdem einen Flyer in die Hand drücken sollen. – Naja, beim Nächsten halt dann.
4. Um für die Kommune arbeiten zu können braucht man mehrere Jahre Berufserfahrung, verschiedenste Fortbildungen und Spezialisierungen, gute Norwegischkenntnisse und Glück. Denn die müssen ja auch erst mal ne Stelle frei haben. Die Stellen ja nur so viele ein wie sie wirklich brauchen.
5. Positiv ist zu bewerten, dass überhaupt jemand geklopft hat, das heißt es lohnt sich schon, nicht nur für seine Termine in die Praxis zu kommen.

Nach dieser kleinen Niederlage, aber auch Motivation, habe ich mich wieder an den Schreibtisch gesetzt und weiter gearbeitet. – Ich werd noch zum Büromensch, so viel wie ich zur Zeit am Schreibtisch und am PC arbeiten muss.
Da die Arztpraxis um halb 4 Uhr zu macht – kann man sich das mal bitte in Deutschland vorstellen, das darf man den Ärzten dort nicht erzählen, die brechen ja sonst in Depressionen aus. – ist danach nicht wirklich mehr mit Laufkundschaft zu rechnen. Deshalb habe ich dann kurz nach 16 Uhr zusammen gepackt, sodass ich den Bus um 16.30 Uhr erwischen kann. Und nach ca. 1 Stunde war ich dann wieder zuhause und endlich hat die Aufregung nachgelassen.
Obwohl ich ja „nichts“ zu tun hatte, war ich trotzdem total geschafft.
Ein spannender und aufregender Tag, leider ohne Kunden.
Hoffen wir mal, dass sich das letztere bald ändern wird.

Es wird schon langsam dunkel.
Es wird schon langsam dunkel.
Auf dem Heimweg,
Auf dem Heimweg,

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