So heute kommen mal die ersten Fragen und Antworten. Ihr könnt mir weiterhin immer gerne eure Fragen stellen, ob jetzt speziell zu einem Eintrag oder was euch gerade so einfällt. Ich werde versuchen sie dann im Laufe der Zeit zu beantworten.

Frage 1
Haben wir die Möglichkeit an Weihnachten einen Gottesdienst zu besuchen?
Ja, natürlich können wir an Weihnachten in die Kirche. Auch hier in Norwegen gehört es teilweise zur Tradition. Allerdings sind die Norweger nicht so religiös und es sind eher die Ausländer, die in die Kirche gehen.
Es gibt über die Feiertage mehrere Messen auf Polnisch, Englisch und Norwegisch (siehe Frage 2).


Frage 2
Ist die Kirche (egal ob katholisch oder protestantisch) weit weg von uns?
Die Norweger haben ihre eigene Kirche (Den norske kirke). Ich glaub sie kann man mit dem protestantischen Glauben vergleichen. Aber so gut kenne ich mich da auch nicht aus. Damit habe ich mich hier noch nicht so viel beschäftigt. Wir haben in Stavanger eine katholische Kirche, die vor allem von den polnischen Einwanderern besucht wird.
Die katholische Kirche in Stavanger (St. Svithun katolske menighet i Stavanger) ist relativ weit von uns entfernt, quasi auf der anderen Seite der Stadt (ca. 13km/25min). Allerdings gibt es keine direkte Parkmöglichkeit und so kann es ganz schön teuer werden oder dann natürlich mit unseren „super“ Busverbindungen.
Die nächstgelegene Kirche ist gar nicht so weit weg und wäre gut zu Fuß zu erreichen (1,4km/20min). Diese Kirche gehört zu Den norske kirke. Mit Sicherheit könnten wir auch dort hingehen.

In der katholischen Kirche gibt es täglich eine Messe auf Norwegisch, Englisch und Polnisch. 1-2 mal im Monat gibt es sogar eine Messe auf Vietnamesisch, Spanisch, Tamil (wird teilweise in Indien und Sri Lanka gesprochen), Philippinisch, Taralog (eine Sprache die auf den Philippinen gesprochen wird), Eritreisch und Französisch. Kein Deutsch. Obwohl doch auch einige deutsche hier in der Region leben, aber da scheint das Interesse nicht so groß zu sein.

Zur Kirche hier in Norwegen werde ich mal einen eigenen Beitrag schreiben. Denn da gibt es doch einiges zu erzählen habe ich festgestellt, als ich mich jetzt ein bisschen mit diesem Thema beschäftigt habe.


Frage 3
Welche Möglichkeiten hab ich meine Fachkenntnisse über den Körper und mein Wissen über die Krankheiten ehrenamtlich einzubringen? Habe ich über diese Möglichkeit nachgedacht oder kann ich mir das nicht vorstellen?
Ich fang mal mit dem letzten Teil der Frage an. Ja, ich habe darüber schon nachgedacht und könnte mir das auch prinzipiell vorstellen. Allerdings (ich denke das kann jeder nachvollziehen) kann ich davon nicht leben und könnte mir das nur vorstellen, wenn es mir dann tatsächlich zu einem Job verhelfen würde.

Da sind wir dann schon bei Teil zwei. Ist es denn überhaupt so möglich? Nicht wirklich.
Es ist möglich in den öffentlichen Einrichtungen ehrenamtlich tätig zu werden. Das beschränkt sie allerdings auf den sozialen Kontakt. Ich kann gerne (nach Voranmeldung natürlich) kommen und mich mit den Menschen in z.B. Altersheime unterhalten und vielleicht einen kleinen Spaziergang machen, aber ich könnte sie nicht einfach behandeln. Das wird auch gar nicht gewünscht von den Patienten, denn 1. wollen sie einfach nur nicht alleine sein und 2. bekommen sie therapeutische Behandlung gratis (von den kommunalen Physiotherapeuten), wenn es nötig ist.
Ich könnte natürlich, z.B. eine Annonce in die Zeitung setzen und meine physiotherapeutischen Dienste gratis anbieten, das macht aber ehrlich gesagt keinen Sinn, denn davon bekomme ich ja keinen Job. Davon bekomm ich auch nicht mehr Kunden, denn warum sollte ich es kostenlos anbieten und später müssten sie dann dafür bezahlen. Nein das macht irgendwie keinen Sinn. Wisst ihr was ich meine?

Das klingt jetzt alles ein bisschen hart, als wär ich voll das Egoschwein und nur auf Geld aus. Doch das ist so nicht richtig. Ich tue alles was in meiner Macht steht für meine Patienten, auch wenn es für mich oft nicht rentabel ist. Aber ich brauche die Menschen hier in Norwegen nicht kostenlos behandeln, da sie das ja schon von der Kommune werden.

Frage 4
Wie verhält es sich in Sandes/Stavanger mit dem Vereinsleben? Haben wir Lust etwas in einer Gruppe zusammen mit „einheimischen“ zu unternehmen? Trauen wir uns das?
Hier in Sandnes und Stavanger gibt es massenweise Vereine. Fußball, Handball, Hockey, Radfahren, Kampfsport, Musikvereine, Chöre und noch vieles mehr. All diese Vereine sind aber nicht wirklich interessant für uns. Ich hasse alle Ballsportarten, das ist wirklich nicht meins. Ich kann zwar Flöte und Keyboard spielen, allerdings ist das nicht ausreichend für eine Gruppe. Singen tu ich gerne, aber nur wenn mir niemand zuhört – das will aber auch keiner hören.
Wir haben zum Beispiel eine Gruppe gefunden, die sich einmal die Woche zum Bogenschießen trifft, allerdings treffen die sich auf Mosterøy, das ist fast ne Stunde Fahrt von hier entfernt. Das ist nicht wirklich umsetzbar.
Und auch mit meiner Arbeit ist das schwer umzusetzen. Denn oft kommen die Kunden natürlich nachmittags und nicht immer regelmäßig am selben Tag. So könnte ich nur sehr unregelmäßig dort hin.
Trauen würden wir uns das schon. Warum denn nicht. Ich schätze unsere Sprachkenntnisse so gut ein, dass wir dort keine Probleme hätten uns mit den Norgis zu unterhalten.
Ich hab zum Beispiel am Anfang versucht mit den Sportvereinen hier in der Umgebung in Kontakt zu kommen, um sie therapeutisch zu betreuen. Doch die meisten Vereine haben eine Absprache mit Klinikk for alle.
Es gibt hier natürlich auch zahlreiche Reitvereine. Allerdings ist das sehr sehr teuer. Das kann ich mir ohne Job einfach nicht leisten. Ich habe schon versucht eine Reitbeteiligung zu finden. Allerdings ist der hier sehr beliebt und so nutzen die Pferdebesitzer das als Nebeneinkommen. Meist bezahlt man da mindestens 100€ im Monat für einen Tag die Woche. Das ist einfach finanziell nicht drin.

Aber wir haben jetzt nicht das Gefühl, dass wir das Vereinsleben hier in Norwegen vermissen, da wir in Deutschland schon keine Vereinsmenschen waren. Und auch zeitlich wüsste ich nicht wo ich das unterbringen sollte. Kunden die nachmittags kommen, Norwegisch Kurse und meinen Blog, der doch einiges an Zeit schluckt. Und ich würde sagen, das ist mein neues Hobby – mein Blog. Das mache ich wirklich sehr gerne.

 

Ich hoffe ich habe die Fragen ausreichend beantwortet. Manchmal ein bisschen durcheinander und vielleicht auch nicht perfekt, aber ich hab festgestellt, das ist gar nicht so einfach zu umschreiben, was man da so immer denkt.

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Alles steht Kopf