Marco und ich haben die Ostertage nicht sehr traditionell verbracht. Wir haben es uns gut gehen lassen, lecker gegessen, die gemeinsame Zeit genossen und uns entspannt.
Ich würde euch aber gerne erzählen wie so ein traditionelles Osterfest aussehen kann. Denn Ostern ist hier quasi wie Weihnachten – alle drehen durch!! Eigentlich schon interessant, denn die Norweger sind nicht wirklich religiös und ich weiß nicht ob die wissen, was da eigentlich so wirklich gefeiert wird. Aber dazu später mehr.
Ich fang einfach mal am Montag vor Ostern an. Die meisten Firmen haben nur noch Minimalbesetzung und gearbeitet wird auch nur noch das was unbedingt sein muss.
Spätestens ab Mittwoch 12 Uhr ist dann nichts mehr mit Bummeln oder zum Arzt gehen, denn die machen einfach zu. Auch beim Einkaufen ist schon die ganze Woche Ausnahmezustand. Was es in Deutschland natürlich auch gibt, aber hier ist es fast noch verständlich. Denn die meisten Lebensmittelgeschäfte haben ab Mittwoch 18Uhr Feierabend, teilweise haben sie dann am Samstag von 10-16Uhr geöffnet und dann geht es erst wieder regulär am Dienstag nach Ostern weiter.
(Ich hatte am Mittwoch um 11.30Uhr eigentlich einen Patient. Und bin deshalb kurz nach 11Uhr an der Praxis angekommen. Und hatte richtig Glück, denn die Rezeptionsdamen wollten gerade zuschließen und die Alarmanlage scharf machen. Das wäre mit Sicherheit sehr „lustig“ geworden, wenn ich die ausgelöst hätte. Mit ein bisschen Überredungskunst durft ich dann tatsächlich rein. – Das erzähl ich euch mal ein anderes Mal, was ich für nette Arbeitsbedingungen habe – Leider hat mein Patient mich vergessen und ich war völlig umsonst 2 Stunden mit dem Bus unterwegs.) Auch die Busse fahren am Mittwoch nur noch Wochenendroute. Die Straßen sind voll und alle wollen nach Hause. Denn der Gründonnerstag (skjærtorsdag) ist hier schon ein Feiertag.
Auch der Karfreitag (langfredag) ist nicht so wie ich ihn kenne. Es wird Fleisch und Wurst gegessen, wie an jedem anderen Tag auch. In Deutschland gibt es ein Tanzverbot und hier werden Partys gefeiert. Aber jeder freut sich hier auf Ostern, denn man hat sooooooooooo viele Tag frei und wenn man dann noch 3 Tage Urlaub investiert bekommt man 8 freie Tage- ist doch super. Es ist so quasi die letzte Gelegenheit nochmal Ski zu fahren oder schon für die 1. Wanderung, denn der Frühling kommt ja so langsam.
Die meisten Norweger verbringen die Ostertage mit der Familie in ihren Hütten in den Bergen, am Fjord oder am Strand. Deshalb wir auch alles noch vor Mittwoch eingekauft, dass es dann am Donnerstag in der Früh losgehen kann. Die Straßen sind voll, denn alle wollen sie raus aus der Stadt. Und je nachdem wo die Hütte steht, werden eben unterschiedliche Sachen unternommen. Wenn die Hütte in den Bergen steht dann geht es wenn Schnee liegt noch mal zum Skifahren, wenn keiner mehr liegt, werden Wandertouren unternommen. Wenn die Hütte an einem Fjord liegt, dann fährt man mit dem Bötchen raus zum Angeln und am Strand wird einfach die Aussicht genossen und Strandspaziergänge unternommen. Es wird gegrillt – natürlich Pølser (= Würstchen).
Aber es gibt auch traditionelle Osterbeschäftigungen wie zum Beispiel Ostereier bemalen, allerdings ist das hier noch nicht so verbreitet wie bei uns.
Den Osterhasen (påskeharen) kennt man hier vielleicht als Symbol oder als schöne Osterdekoration, aber hier gibt es keinen Osterhasen, der die Eier in ein Osternest legt und die die Kinder dann suchen müssen, oder eben ihr eigenes Osternest bauen.
Aber selbstverständlich gehen die Kinder hier nicht leer aus! Nein! Es werden riesen Eier (aus Pappe) mit verschiedensten Süßigkeiten (Schokolade, Gummibärchen, Saures, Kekse usw.) befüllt und verschenkt. Auch viele Firmen teilen solche Ostereier an ihre Mitarbeiter aus.
Hier in Norwegen werden solche Süßigkeiten ganz gerne das ganze Jahr über in so Selbstbedienungsboxen (Preis pro 100g) verkauft. Kurz vor Ostern sind die dann am beliebtesten.
Dieses Jahr gab es einen richtigen Preiskrieg!
Normalerweise kosten diese Süßigkeiten aus der Box immer so ca. 10kr (1€) auf 100g. Was schon wirklich günstig für Süßigkeiten hier ist. Aber an Ostern haben die nur noch ca. 4 kr auf 100g verlangt. Und da die Leute eingekauft haben wie die gestörten, wurde es begrenzt. Man konnte nur 2kg einkaufen. Jedes Geschäft hatte ein noch besseres Angebot. Das war wirklich der Wahnsinn!!
Zum Abschluss möchte ich euch noch vom Osterkrimi (påskekrim) erzählen. Der hat eine sehr alte Tradition hier in Norwegen, die im Jahr 1923 so richtig begann. Der Osterkrimi ist eine kleine Kurzgeschichte/-krimi. Jedes Jahr wird sich ein neuer ausgedacht. Früher war es ein Buch, dann eine Geschichte in der Zeitung und heute hat sogar die Milchpackung ihren eigenen Osterkrimi.
Ich finde das ja eine wirklich sehr lustige Idee.
So, jetzt wisst ihr wie die Norweger Ostern verbringen – koselig (= gemütlich)!
Hi Annka,
Interessant, was du schreibst. Es hat also wieder mal bestätigt: andere Länder, andere Sitten. Wichtig ist, dass ihr schöne Feiertage hattet.
Gruß Opa mit Oma